Point of NEW Return – mit diesem Thema sollte am 15. Mai 2020 die 17. Münchener Biennale starten. Das weltweit einzige Uraufführungsfestival für zeitgenössisches Musiktheater, veranstaltet von der Landeshauptstadt München, hatte in diesem Jahr viel vor: den desolaten Zustand unserer Weltgemeinschaft spiegeln, in Diskurse eingreifen, Fragen stellen, Auswege suchen. Eine grundlegende Überlegung bei der Programmplanung lautete: Braucht es radikal dystopische Ansätze oder ein neues Prinzip Hoffnung? Dass gerade diese Frage jetzt so unerbittlich im Raum stehen würde, konnte vor ein paar Monaten niemand ahnen.
Umso aktueller und dringlicher ist nun der programmatische Ansatz der Biennale 2020: „Wir beschwören die enorme Kraft und auch die besondere Verantwortung der Kunst zur Entfachung und Aufrechterhaltung öffentlich geführter Diskurse“, erklärten die künstlerischen Leiter Manos Tsangaris und Daniel Ott bei der Pressekonferenz im November 2019. Diese Prämisse liest sich heute wie eine Prophezeiung.
Die beteiligten Künstler*innen u.a. aus Australien, Belgien, Griechenland, Israel, Korea, Kosovo, den Niederlanden, Österreich, Schweiz, Senegal, Spanien, Ungarn, USA und Deutschland können nicht wie geplant proben und reisen. Sie alle wollten ihren Blick auf die Welt mitbringen. Manch ein „NEW Return“ ergibt sich nun schneller und unerwarteter als gedacht. Aufgrund der allgegenwärtigen Auswirkungen der Corona-Pandemie wird die Münchener Biennale 2020 erstmals zu einem dynamischen Festival. Uraufführungen, die wegen der Pandemie nicht im Mai 2020 in München herauskommen können, werden andernorts, oder in München zu anderer Zeit, Premiere haben.
Die Münchener Biennale wird keine Aufführungs-Ersatz-Stücke streamen. Sie wird nicht als Ganzes online gehen. Das Internet nutzt sie in erster Linie, um Impulse für spätere, physisch reale Aufführungssituationen zu geben. Wir gehen davon aus, dass im Laufe der nächsten achtzehn Monate viele der für die Biennale 2020 geplanten Inszenierungen das Licht der Welt erblicken werden.
In allen existentiellen Krisen waren die Künste (mit)entscheidendes Moment des Erneuerns, des Neu-Denkens, der Reflexion, des Aufbruchs, der Umkehr, des NEW Return, für jeden Einzelnen ebenso wie für die Gemeinschaft. Unserer Überzeugung nach ist gerade auch das zeitgenössische Musiktheater dazu in der Lage, weil es unterschiedliche Kunstformen musikalisch kombiniert und neue Räume öffnen kann.
So wird die dynamische Münchener Biennale 2020 mit dem Motto „Point of NEW Return“ zur Metapher für den notwendigen flexiblen Umgang mit unserer Gegenwart und ein Modell für Mobilität, Aktualität und Relevanz der Künste.
1) Online-Begrüßung:
Anton Biebl, Kulturreferent der Landeshauptstadt München
Daniel Ott und Manos Tsangaris, Künstlerische Leitung
2) Video-Botschaften
mit den Biennale-Künstler*innen
3) Keyti & Xuman: Journal Rappé #1 (Episode 1 der zehnteiligen Reihe; die Folgen 2-10 sind täglich vom 16. bis 24.5. jeweils um 18.00 Uhr zu sehen)
Hier geht es zur Videopremiere
Das Biennale-Programmbuch erscheint gedruckt zur Eröffnung und online auf der Biennale-Website.
Hörspiel-Premiere am 21. Mai:
Schorsch Kamerun und Cathy van Eck: „M (1) – eine Stadt sucht einen Mörder“
(21. Mai, 21.05 Uhr, Bayerischer Rundfunk, Bayern 2 und auf der BR KulturBühne im Netz)
Eine Koproduktion von Bayerischem Rundfunk und Residenztheater in Zusammenarbeit mit der Münchener Biennale.